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Magazin der Schüßler-Plan Gruppe

Ausgabe 14 | 2020 Ingenieure und Auftraggeber im Dialog

Infrastruktur

BIM im Infrastrukturprojekt

Rhein-Ruhr-Express (RRX)

Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) ist aktuell das größte Schieneninfrastrukturprojekt des Landes Nordrhein-Westfalen. Schüßler-Plan ist beauftragt, auf zwei Streckenabschnitten von insgesamt ca. 23 km die Objekt- und Tragwerksplanung von über 100 Ingenieurbauwerken und fünf Haltestellen auszuführen.

Projektdaten

Auftraggeber

DB Netz AG


Technische Daten

Streckenlänge: ca. 23 km
Anzahl Gleise: 6
Über 100 Ingenieurbauwerke
5 Bahnhöfe inkl. Verkehrsplanung


Leistungen Schüßler-Plan

Als federführendes Mitglied der beauftragten Arbeitsgemeinschaft Objektplanung Verkehrsanlagen
Lph 1 –  4 (6 und 7 opt.),
Tragwerksplanung Lph 1 – 4

Größtes Schieneninfrastrukturprojekt in NRW

Die Metropolregion Rhein-Ruhr und das polyzentrisch strukturierte Ruhrgebiet sind der bevölkerungsreichste und am dichtesten besiedelte Ballungsraum in Deutschland. Den daraus resultierenden hohen Anforderungen an den Schienenpersonennahverkehr werden die heutigen betrieblichen und verkehrlichen Bedingungen nicht mehr gerecht. Trotz hoher Nachfrage bei stark überfüllten Zügen besteht im Kernkorridor ein geringes Angebot aufgrund von Kapazitätsengpässen der Schienenwege. Zur nachhaltigen Verbesserung des Schienenpersonennahverkehrs im Kernkorridor Köln-Dortmund wird das Projekt Rhein-Ruhr-Express (RRX) planerisch verfolgt. Der RRX wird weitgehend unabhängig von den vorhandenen Zugsystemen verkehren und soll zwischen Dortmund und Köln-Deutz im Viertelstundentakt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h fahren. Das Projekt RRX ist in mehrere Planfeststellungsbereiche (PFB) und diese in Planfeststellungsabschnitte (PFA) gegliedert.

2013 wurde Schüßler-Plan in einer Arge mit ZPP für die Planung der Ingenieurbauten im PFA 3.1 und PFA 3.2 beauftragt. Im Laufe der Planung wurden die PFA weiter unterteilt:
• Aus PFA 3.1 wurden PFA 3.0a und PFA 3.1. Die Straßen-Überführung (SÜ) Lünensche Gasse markiert die Grenze zwischen beiden Abschnitten.
• Aus PFA 3.2 wurden PFA 3.2 neu und PFA 3.2a. Hier markiert die Eisenbahn-Überführung (EÜ) Im Schlenk die Grenze der Teil-PFA.

Trassenerweiterung für neue Verbindung Düsseldorf-Duisburg

Die ca. 17 km langen Planfeststellungsabschnitte umfassen den Bereich vom Düsseldorfer Flughafen bis zum Duisburger Hauptbahnhof (HBf). Im Düsseldorfer Bereich (PFA 3.0a und 3.1) werden westlich der vorhandenen vier Gleise zwei zusätzliche Gleise geplant. Da die Bestandstrasse hier auf Geländeniveau verläuft, müssen fünf SÜs ersetzt oder angepasst werden. Der Flughafenbahnhof sowie der Haltepunkt Angermund werden im Rahmen der Gleiserweiterung ausgebaut und zum Teil neugestaltet. Es wird ein Kreuzungsbauwerk (KrBw) erforderlich, dass auf einer Länge von ca. 530 m zwei RRX-Gleise über ein S-Bahn-Gleis führt. Das KrBw Kalkum hat eine Länge von ca. 530 m.

Im Duisburger Bereich (PFA 3.2 neu und 3.2a) wird der Haltepunkt Rahm für die Zusatzgleise erweitert. Die Gleise werden vom Süden bis zur SÜ Albert-Hahn-Straße westlich der viergleisigen Bestandstrasse angeordnet. In Richtung Norden beginnt eine vorhandene Bahntrasse, in die sich die neuen Gleise über einen umzubauenden Übergangsbereich einfügen. Zwischen der SÜ Albert-Hahn-Straße und der EÜ Wedauer Straße ändert sich die Trassenlage in eine Dammlage und die neuen Gleise werden auf den Bahndamm geführt. Dieser ist breit genug, um die zusätzlichen Gleise ohne Verbreiterungsmaßnahmen aufzunehmen. Allerdings müssen die zehn in diesem Bereich vorhandenen Eisenbahn-Überführungen für die erforderlichen Zusatzgleise erweitert werden. Die vorhandenen Kreuzungsbauwerke werden ersetzt (KrBw Duisburg) bzw. erweitert (KrBw Wedauer Straße). Die beiden Kreuzungsbauwerke Kalkum und Wedauer Straße werden u. a. aufgrund unterschiedlicher Bahnsteigzuordnungen auf den beiden Hauptbahnhöfen erforderlich: In Düsseldorf Hbf wird Linienbetrieb praktiziert; hier fahren die Bahnlinien je nach Fahrtrichtung die beiden Bahnsteigkanten des gleichen Bahnsteigs an. In Duisburg wird Richtungsbetrieb praktiziert. Hier sind alle Bahnlinien, die in eine Richtung fahren, auf die Bahnsteige der einen Bahnhofsseite gelegt und umgekehrt.

BIM-Planung

Ende 2019 konnte Schüßler-Plan zusätzlich den Planungsauftrag für den PFA 2.0 gewinnen. Diesmal wurde die Planung der Ingenieurbauten um die Planung der Gleisanlagen sowie der technischen Anlagen Oberleitung, Leit- und Sicherungstechnik und 50 Hz ergänzt. Außerdem wird die Gesamtplanung nach BIM-Methodik durchgeführt werden.

Eine besondere Herausforderung in diesem Projekt ist die Erfassung und Modellierung des Bestands. Schüßler-Plan stellt mit BIM die bestehenden Infrastrukturen und alle Aspekte des geplanten Bauvorhabens in einem Modell dar, das passgenau die Anforderungen des Auftraggebers erfüllt. Neben der Erstellung von Bestandsmodellen und 3D-Modellen der Planung ermöglicht BIM die genaue Ableitung von 2D-Plänen sowie Mengen- und Kostenkalkulationen. Darüber hinaus wird in BIM der Bauablauf simuliert und es können einzelne Abschnitte eines Bauwerks visualisiert werden. Die verschiedenen Gewerke werden in einem Gesamtmodell zusammengeführt und so koordiniert sowie auf räumliche Kollisionen geprüft.

Bei diesem interdisziplinären Projekt finden neueste technische Möglichkeiten der digitalen Zusammenarbeit Anwendung. Alle Daten im Projekt werden standortunabhängig in der Cloud verwaltet und mittels Synchronisation auf lokale Rechnersysteme zum performanten Arbeiten gespiegelt. Neueste Files-On-Demand-Technologie sorgt hier dafür, dass die für die tägliche Arbeit benötigten Dateien automatisch verfügbar sind. Hinderliches Herunter- und Hochladen von Dateien gehört somit der Vergangenheit an. Darüber hinaus findet die interne Kommunikation und Steuerung des Projekts in der Plattform Microsoft Teams statt.

Anpassung Trassenabschnitt Benrath-Reisholz

Der PFA 2.0 befindet sich im Düsseldorfer Süden und ist ca. 6 km lang. Der Trassenabschnitt muss aufgrund der erforderlichen Zusatzgleise teilweise verbreitert werden. Der Haltepunkt Benrath bekommt einen RRX-Halt und wird dafür umgebaut; auch der Bahnhof Reisholz wird für die geplante neue Gleisgeometrie umgebaut. Ein Kreuzungsbauwerk zwischen Bahnhof Reisholz und der Straßen-Überführung BAB 46 führt die zwei RRX-Gleise über die Gleise der Fernbahn und S-Bahn. Mit einer Gesamtlänge von ca. 1 km ist dies das spektakulärste Bauwerk des PFA.

Aufgrund der Verbreiterung der Bahntrasse müssen mehrere Eisenbahn-Überführungen angepasst und zum Teil komplett ersetzt werden. Die Stadt Düsseldorf hat für drei dieser Bauwerke Verlangen nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz angemeldet, die zu einer neuen Qualität der Kreuzungen führen werden. Schüßler-Plan konnte hier Ideen einbringen, die von DB Netz und Stadt positiv aufgenommen wurden. In allen Abschnitten werden zusätzlich zu den vorgenannten Bauwerken und Bahnhöfen/Haltepunkten durch die Gleiserweiterungen in großem Umfang Stützbauwerke und Lärmschutzwände erforderlich. Die Ingenieurleistungen zu diesen Projekten sollen bis Anfang 2027 fertiggestellt werden.

Autor: Dr.-Ing. Pieter Moerland
Visualisierung: Schüßler-Plan