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Magazin der Schüßler-Plan Gruppe

Ausgabe 15 | 2021 Wissen. Wandel. Zukunft.

Digitalisierung

Konstrukteur Michael Davis

seit 2015 bei Schüßler-Plan

Nach der Ausbildung, die ich damals bei der Dyckerhoff und Widmann AG absolvierte, bekam ich eine Festanstellung in der Tunnel- und Spezialtiefbauabteilung der DYWIDAG. Das große Projekt in den 90er-Jahren war die City-Trasse Offenbach mit dem Ausbau der S-Bahn-Strecke zwischen Frankfurt und Offenbach: eine 3,6 km lange Tunnelstrecke in offener Bauweise inklusive vier Stationsbauwerken. Mein Schwerpunkt lag in dieser Zeit in der Ausführungsplanung der Baugruben und Bauhilfsmaßnahmen. Damals hatte ich bereits den ersten Kontakt mit Schüßler-Plan als Planungspartner.

Meine Leidenschaft für den Tunnelbau mit all seinen Herausforderungen ist seitdem nicht mehr gewichen. Durch die Insolvenzen der großen Baufirmen 2002 und 2005 musste ich mich neu orientieren und es ergab sich für mich die Gelegenheit, beim City-Tunnel Leipzig für ein Jahr auf der Baustelle im technischen Innendienst näher an die Praxis zu rücken. Auch bei diesem Projekt gab es Berührungspunkte mit Schüßler-Plan.

Nach dem Einsatz beim City-Tunnel Leipzig verschlug es mich für neun Jahre in die Hochbauabteilung einer Baufirma, deren Projektschwerpunkt im Ausland lag. Hier durfte ich als Schalplaner mit meinem Team die Ausführungsplanung eines 16-geschossigen Bürotowers betreuen und hatte zum ersten Mal Kontakt mit der BIM-Methode. Damals sprachen wir noch nicht von BIM, sondern von Modellieren, 3D-Planableitung und modellbasierter Mengenermittlung. Es war eine spannende und lehrreiche Zeit. Vor allem ermöglichte sie mir den Zugang zu BIM und der Anwendung von Revit und RIBiTWO.

Ende 2015 bot sich mir die Möglichkeit, Teil des Schüßler-Plan-Teams zu werden. Seither arbeite ich wieder dort, wo meine Leidenschaft liegt… im Tunnelbau. Meine Kernaufgabe ist die Entwurfsplanung. Auf meinem Tisch liegen drei Tunnelprojekte, die zwischen Leistungsphase 2 und 5 zu bearbeiten sind. 

Für alle drei Projekte wurde bereits eine vollumfängliche Anwendung der BIM-Methode beauftragt. Hierfür modelliere ich das Tunnelbauwerk mit Revit und betreue die digitale Geländemodellierung der Böschungen in Civil3D für den Bau- und Endzustand. In DesiteMD füge ich die Fachmodelle der Verkehrsanlage mit dem Bauwerksmodell zusammen und erstelle das Koordinationsmodell in Revit. Anschließend beginnt dann die modellbasierte Planableitung und Mengenermittlung.

Häufig werden neben der eigentlichen Entwurfsplanung Sonderuntersuchungen abgefragt. So sind zum Beispiel für einen Tunnel die Voreinschnitte mit mehreren Varianten von Stützkonstruktionen in 3D zu planen und zu visualisieren. Hiervon verspricht sich der Bauherr eine Verbesserung in der Entscheidungsfindung für die Vorzugsvariante. Für diese Modellierung entwickele ich Anwendungsmöglichkeiten mit dem Sofistik Bridge Modeler. Für den vollumfänglich in Revit modellierten Frankenschnellweg werden bis auf Regeldetails alle Pläne aus dem Modell erstellt und mittels der Bauteillisten die Mengen ermittelt. Trotz des Arbeitsumfangs und der parallelen Projektbearbeitung empfinde ich meinen Arbeitsalltag als „positiven Stress“.

Da ich bereits 33 Jahre Berufsleben hinter mir habe, liegen einige der Highlights, die ich bearbeiten durfte, auch vor meiner Zeit bei Schüßler-Plan. Hierzu zählen die Rohrschirmdecke Bieberer Straße in Offenbach, der Trägerrostverschub für den Hafentunnel unter dem Gleisvorfeld in Frankfurt oder der Kreiszellenfangedamm für den Neubau des Stauwehres Rheinfelden. Sehr viel Spaß haben mir all die großen Baugruben mit ihren besonderen Herausforderungen gemacht. Da ich noch weitere 16 Jahre arbeiten darf, werden sicher noch viele weitere Highlights folgen.

Spannend ist die Umstellung der Arbeitsweise in der Planung. Nach meiner Ausbildung habe ich noch einige Jahre am Brett gestanden und gezeichnet. Anfang der 90er wurde dann allmählich auf CAD umgestellt. Das war damals ein enormer Fortschritt. Heute stehen wir wieder mitten in einer Prozessveränderung der Planungsarbeit. Die ist jedoch diesmal viel umfänglicher und intensiver als das, was wir damals erlebt haben. Die Vielzahl der anzuwendenden Softwareprogramme und die Komplexität der Methode ist schon eine Herausforderung. Zumal einem das Tagesgeschäft, mit dem wir ja unser Geld verdienen, nicht viel Zeit zur Verfügung stellt.

Tatsächlich bin ich 2015 zu Schüßler-Plan gewechselt, weil ich schon fünf Jahre mit Revit und RIBiTWO gearbeitet hatte und dieses Know-how gefragt war. Für mich war es spannend, die Anwendung der BIM-Methode in die Infrastrukturprojekte zu implementieren. Dies war zu Beginn mit den Softwareprodukten nicht direkt möglich. Mit der Kombination verschiedener Softwarelösungen und der eigenen Entwicklung von parametrischen Familien für Revit konnten wir jedoch einiges erreichen. Hierfür habe ich vertiefende Schulungen für Revit, Dynamo, RIBiTWO und Civil3D besucht. 2016 ermöglichte mir Schüßler-Plan die berufsbegleitende Weiterbildung zum zertifizierten BIM-Professional. Das Angebot der Schüßler-Plan Akademie und des dazugehörigen E-Learning-Portals beinhaltet sehr gute Maßnahmen zur persönlichen und fachlichen Fortbildung. Und für meine Weiterentwicklung erhalte ich dabei unternehmensintern stets die volle Unterstützung.

Mittlerweile hat sich im Unternehmen ein sehr gutes Netzwerk gebildet, über das ich mich austausche und in dem man sich gegenseitig bei Problemen hilft. Dies ist eine sehr schöne Sache und findet über den eigenen Standort hinweg statt, sei es nun Nürnberg, Düsseldorf oder Hamburg.

Eine erste echte Veränderung im Arbeitsalltag durch die BIM-Methode habe ich damals im Hochbau erlebt. Mit guter Schulung der Mitarbeiter in der versierten Anwendung der Software und einer strukturierten Anwendung der Methodik kann man Projekte tatsächlich effizienter abwickeln. In der Infrastruktur haben wir noch mit diversen Herausforderungen zu kämpfen, auch wenn wir schon große Fortschritte gemacht haben. Die Planableitung aus unseren gekrümmten Bauwerken und die Planaufbereitung ist hier ein Thema.

Ein großer Vorteil gegenüber der klassischen Planung liegt darin, dass man viel früher Kollisionen entdeckt bzw. Behinderung in Arbeitsabläufen oder über die Bauphasen hinweg feststellen kann. Die Möglichkeiten, die die Programme bieten, sind enorm. Baugrubenböschungen, die wir früher im Lageplan über Projektionen konstruiert haben, lassen sich im Civil3D rechnen und in die Lagepläne exportieren. Die Entwicklung von parametrisierten Bauteilen ist auch eine spannende Sache. Wenn das gut gemacht wurde, lassen sich Änderungen im Projekt sehr gut durch das Steuern von Eingabewerten umsetzen und die Planinhalte passen sich direkt mit an.

Generell ist die Entscheidung, die BIM-Methode zu etablieren, aber eine Managementfrage. Das ist auch sehr wichtig, weil die Umstellung durchaus kräftezehrend und umfangreich ist. Neben dem Tagesgeschäft geht es nicht immer so zügig voran, wie man es sich wünscht. Es ist enorm, mit wie vielen Programmen man sich beschäftigen muss und wie schnell sich diese weiterentwickeln. Updates, Plug-ins, Schnittstellen – all das bringt auch die Hardware an ihre Grenzen. Und das alles kostet Zeit und vor allem auch Geld. Da ist es wichtig, dass der Arbeitgeber hinter einem steht – nicht nur in Bezug auf die Bereitstellung geeigneter Ressourcen, sondern auch im Verständnis dafür, was und warum etwas getan wird.

Für die Planungsabteilungen sind Konstrukteurinnen und Konstrukteure mit vielen Jahren Berufserfahrung und der klassischen Ausbildung zum Bauzeichner äußerst wertvoll. Leider gibt es davon nicht mehr viele. Sie werden aber dringend benötigt, um das wachsende Auftragsvolumen bewältigen zu können. Der Werdegang zum Konstrukteur ist heute ein anderer. Viele Betriebe bilden gar keine Bauzeichner mehr aus. Es freut mich, dass Schüßler-Plan diese Ausbildungsstellen anbietet und sich somit für uns qualifizierter Nachwuchs entwickelt.

Ich wünsche mir, dass sich noch viele für diesen Berufsweg entscheiden und sich so entwickeln können, wie ich es erfahren durfte.

Es ist wie es ist: Der Tunnel mit all seinen Facetten fasziniert mich immer wieder: Baugrund, Spezialtiefbau, Ausstattung, Umwelt, Gestaltung, das alles gefällt mir sehr.

Fotos: Schüßler-Plan