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Magazin der Schüßler-Plan Gruppe

Ausgabe 15 | 2021 Wissen. Wandel. Zukunft.

Generalplanung Infrastruktur

Flughafen Berlin Brandenburg BER

Interview

Fünf Fragen an Prof. Engelbert Lütke Daldrup, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, und Roy Manke, Geschäftsführender Gesellschafter der Schüßler-​Plan Ingenieurgesellschaft mbH Berlin

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Prof. Lütke Daldrup, Herr Manke, nachdem der Flughafen Berlin Brandenburg nun eröffnet worden ist, wofür stehen die Buchstaben BER für Sie persönlich?

ENGELBERT LÜTKE DALDRUP – Bekanntlich stehen die drei Buchstaben BER ja für den IATA-Code des Standortes. Alle Flughäfen werden von der International Air Transport Association (IATA) zur eindeutigen Kennzeichnung mit dreistelligen Codes deklariert. BER könnte aber zum Beispiel auch BAURECHTLICH ERFOLGREICH REALISIERT heißen.

ROY MANKE – Die Buchstaben BER könnten für viele Beteiligte sicherlich auch für notwendige „Nahrungsergänzungsmittel“ stehen, die es gebraucht hat, um dieses Großprojekt zu einem erfolgreichen Ende zu bringen: Baldrian für die Nerven, Espresso für den nötigen Koffeinschub und Rotwein für dennoch entspannte Abende. Scherz bei Seite – für mich stehen die Buchstaben BER insbesondere auch für BEGEISTERUNG, großes ENGAGEMENT und gegenseitigen RESPEKT. Drei Schlagworte für Eigenschaften, die hier jede und jeder Projektbeteiligte an den Tag gelegt hat.

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Eine transparente Kommunikation und ein proaktives Management waren ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Schüßler-Plan bzw. der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) wahrgenommen?

ENGELBERT LÜTKE DALDRUP – Wir schätzen Schüßler-Plan als einen zuverlässigen Partner. Das Ingenieurunternehmen spielte bekanntlich eine besondere Rolle bei dem Flughafenbau: Es musste am Ende des Projekts mit seiner Unterschrift die baurechtliche Fertigstellung des Terminal 1 gegenüber den Behörden erklären. Diese Unterschrift steht für die Verantwortung und die Qualität, die Schüßler-Plan in den neuen Flughafen eingebracht hat.

ROY MANKE – Bekanntermaßen haben wir in den letzten 16 Jahren außer am Fluggastterminal (FGT) auch an anderen zahlreichen Teilprojekten des BER gearbeitet. In allen Teilprojekten konnten wir die Ziele gemeinsam mit der FBB qualitäts- und termingerecht erreichen. Das ging in der Vergangenheit oft unter, weshalb ich diese vielen Erfolgsgeschichten noch einmal ausdrücklich hervorheben möchte. Die Zusammenarbeit forderte allen Beteiligten das Äußerste ab, war aber grundsätzlich von Respekt und Fairness geprägt. Viele werden sich natürlich fragen, warum es beim FGT nun „endlich geklappt hat“. Das ist ziemlich offensichtlich – die FBB hat sich seit der Ära Prof. Engelbert Lütke Daldrup auf das Bauherr-Sein und die eigene Fachkompetenz besonnen und zusammen mit Schüßler-Plan die klaren Vorgaben der Bauaufsicht umgesetzt sowie die Mängelhinweise der Sachverständigen seriös abgearbeitet.

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Wenn Sie nachträglich eine Sache im gesamten Prozess verändern könnten, was wäre das gewesen?

ROY MANKE – Wieder einmal hat sich gezeigt, dass langfristige Projekte, die von Anfang an einem Sparzwang unterliegen, irgendwann in Schieflage geraten können. Tatsächlich konnten beim BER die nachträglichen gesetzlichen und betrieblichen Anforderungen innerhalb der ursprünglichen Kostenvorgaben nicht aufgefangen werden. Da Kosten untrennbar von Qualität und Terminen sind, wäre ein transparentes Risikomanagement ab Projektstart das richtige Instrument gewesen. Bei unserer Projektsteuerung am Terminal 2 haben wir dieses Instrument mit der FBB von Anbeginn konsequent und erfolgreich eingesetzt.

ENGELBERT LÜTKE DALDRUP – Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, ein Generalunternehmen mit dem Bau zu betrauen. Auf diese Weise haben wir ja aktuell das Terminal 2 errichten lassen. Die ZECH Bau SE hat ihre Zusage eingehalten und das Terminal in weniger als zwei Jahren seit Beginn der Bauarbeiten im Oktober 2018 fertiggestellt, der Bau ist im Kosten- und Zeitrahmen geblieben.

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Was ist eine Charaktereigenschaft eines Ingenieurs, die Sie besonders zu schätzen gelernt haben?

ENGELBERT LÜTKE DALDRUP – Eine Mischung aus Kreativität, strukturiertem Denken und fachlicher Detailarbeit. Ingenieure arbeiten zielorientiert, können auch Fehler eingestehen und haben die Fähigkeit zur Begeisterung. Das alles hat mit dazu geführt, dass wir das Projekt Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt zu Ende bringen und den BER jüngst erfolgreich eröffnen konnten.

ROY MANKE – Die fachliche Kompetenz setze ich voraus. Es kommt darauf an, die Arbeit jedes Einzelnen und des gesamten Ingenieurteams stets so zu organisieren, dass alle Ziele erreicht werden. Das bedeutet intensive Kommunikation, Kooperation und Teamfähigkeit. Dabei dürfen auch mal Fehler passieren, sofern daraus gelernt wird. Und idealerweise sollte ein Ingenieur seine technischen Ergebnisse auch überzeugend und verständlich an alle Beteiligten vermitteln können.

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Gibt es Erfahrungen im Projekt BER, die Ihr (Arbeits-)Leben nachhaltig verändert haben?

ROY MANKE – Ich hatte immer auch Spaß an meinem Job und bei den Projekten. Beim BER musste ich in den 16 Jahren lernen, auch mit Überdruss bei mir und unseren Mitarbeitern umzugehen. Letztlich ist es mir gelungen, dies zum Positiven zu wenden. Seitdem bin ich unseren Mitarbeitern in allen Projekten gegenüber deutlich achtsamer und habe großen Respekt vor dem Durchhaltevermögen unserer Mitarbeiter bei vielen herausfordernden Projekten.

ENGELBERT LÜTKE DALDRUP – In meinen 40 Berufsjahren gab es schon so einige Herausforderungen. Aber die letzten drei Jahre als Flughafen-Chef waren die härtesten. Da muss man notgedrungen seinen Alltag ganz bewusst so strukturieren, dass noch etwas Zeit für einen Ausgleich bleibt, z. B. für Spaziergänge im Wald oder ein gutes Buch.


2004
Erste direkte Beauftragungen an Schüßler-Plan für den BER (damals noch BBI genannt)

2005
Schüßler-Plan ist für den Generalplaner pgbbi an der Planung des Fluggastterminals beteiligt

2006
Bauantragsverfahren Fluggastterminal (FGT) eingeleitet

Grundsteinlegung für den Bahnhof

2008
Baubeginn Fluggastterminal

2009
Baugenehmigung Fluggastterminal als Grundlage für die Fertigstellung erteilt

2009
Rohbau FGT termingerecht fertiggestellt

2010
Auftrag an Schüßler-Plan für die Errichtung Parkhäuser, Sozialdienst- und Bodenverkehrsdienstgebäude

2012
Schüßler-Plan übernimmt Planungsleistungen für das Fluggastterminal

Fertigstellung und Inbetriebnahme der Straßen und Brücken auf der Landseite

2013
Fertigstellung der Parkhäuser, Sozialdienst- und Bodenverkehrsdienstgebäude (9 Objekte)

2015
Schüßler-Plan erhält Zuschlag für die Generalplanung des Fluggastterminals bis zur Eröffnung

2016
Fertigstellungsanzeige Pier Nord von FBB und Schüßler-Planunterschrieben, Behördliche Nutzungsfreigabe

2017
Umplanung der Entrauchungsanlagen abgeschlossen und genehmigt

2018
Umplanung der Sprinkler- und Sicherheitstechnik abgeschlossen und genehmigt

Fertigstellungsanzeige Pier Süd von FBB und Schüßler-Plan unterschrieben, Behördliche Nutzungsfreigabe

 

2019
Inbetriebnahmen und Wirk- und Prinzip-Prüfungen erfolgreich abgeschlossen

2020 | APRIL
Fertigstellungsanzeige Fluggastterminal von FBB und Schüßler-Plan unterschrieben

Behördliche Nutzungsfreigabe mit Auflagen erteilt

2020 | AUGUST
Cleaning und Scharfschaltung der Sicherheitslinie am BER

2020 | OKTOBER
Betriebserlaubnis für BER erteilt

2020 | 31. OKTOBER
Eröffnung des BER

Foto: Titel- und Abschlussfoto, David Altrath; Portraitfoto Lütke Daldrup, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH; Portraitfoto Roy Manke, Dawin Meckel