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Magazin der Schüßler-Plan Gruppe

Ausgabe 15 | 2021 Wissen. Wandel. Zukunft.

Verkehrsplanung

Verkehrskonzept für neues Wohnquartier

Spinelli Barracks

Auf dem Gelände der ehemaligen US-amerikanischen Kaserne „Spinelli Barracks“ in Mannheim soll ein neues Wohngebiet entstehen. Auf drei Viertel des über 80 Hektar großen Geländes ist ein weitläufiger Park geplant, in dem 2023 die Bundesgartenschau durchgeführt werden soll. Auf dem verbleibenden Gelände soll ein neues Wohnquartier für bis zu 4.500 Bewohner entstehen.

Im Verkehrskonzept der neuen Siedlung wird der Fokus auf nachhaltigen Mobilitätsformen liegen. Der motorisierte Individualverkehr soll eine Nebenrolle spielen und stattdessen die Fußgänger, die Elektromobilität, das Fahrrad sowie der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in den Vordergrund rücken. 2019 beauftragte die Stadt Mannheim das ZIV mit der Entwicklung und Ausarbeitung. „Das Verkehrskonzept haben wir Schritt für Schritt auf der Grundlage eines Mobilitätskonzepts entwickelt. Dabei wurden viele unterschiedliche Parameter berücksichtigt, wie beispielsweise die bevorstehende Bundesgartenschau oder die Festlegung von Regelquerschnitten mit Integration der Stadtbahntrasse und der Radschnellwege“, erklärt Dr. Owen Dieleman, Prokurist beim ZIV. Im Anschluss wurde für das Gebiet ein Erschließungskonzept ausgearbeitet. Hier galt es, sowohl den neuen Stadtteil als auch die rings um das Kasernengelände bestehenden Stadtteile miteinzubeziehen. Im Verlauf der Bearbeitung erfolgte ein regelmäßiger Austausch mit den beteiligten Fachbereichen der Stadt Mannheim und den anderen beauftragten Fachbüros.

Das Erschließungskonzept gliedert den Straßenraum des künftigen Quartiers in Sammel- und Wohnstraßen. Die Sammelstraßen bündeln den Verkehr und sind vergleichbar mit den herkömmlichen Hauptverkehrsstraßen. Im Gegensatz dazu werden die Wohnstraßen als weitestgehend verkehrsberuhigte Bereiche gestaltet. „Die Herausforderung war, dass zum einen die bestehenden Bäume erhalten bleiben müssen und zum anderen die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Verkehrsteilnehmer und der Städtebau berücksichtigt werden mussten“, sagt Dr. Dieleman.

Für das neue Wohnquartier spielt der öffentliche Nahverkehr und speziell die noch zu planende neue Straßenbahnlinie eine große Rolle. Zwar wird die Trasse für die Straßenbahn erst zu einem späteren Zeitpunkt und in einem gesonderten Planungsverfahren hergestellt, dennoch müssen die Straßenquerschnitte dafür schon jetzt vorbereitet werden.

Auch für die Fußgänger-Wegbeziehungen gelten vielfältige Anforderungen. Die Wege müssen ausreichend breit, sicher und ansprechend gestaltet sein, sodass alle Ziele innerhalb und außerhalb des neuen Quartiers einfach und schnell zu Fuß erreichbar sind. „Querungsstellen ermöglichen einen sicheren Übergang der Sammelstraßen. Insbesondere im Bereich der geplanten neuen Grundschule, aber auch entlang der sonstigen Hauptbeziehungen des Fußverkehrs müssen bauliche Querungshilfen eingeplant werden“, so Dr. Dieleman.

Für die Radfahrer steht mit einer überregionalen Radschnellverbindung ein durchgehender Zweirichtungsradweg zur Verfügung, getrennt vom motorisierten Verkehr und den Fußgängern. Dies ermöglicht eine hohe Verkehrssicherheit und ein schnelles Befahren mit dem Rad. Eine besondere Herausforderung sind die Verknüpfungspunkte des Radwegs an Einmündungen und Kreuzungen. Hier mussten die Zu- und Abfahren so geplant werden, dass es zu keinen problematischen Konfliktsituationen zwischen den Verkehrsteilnehmern kommt. In den Bereichen, in denen eine Trennung des Radwegs vom motorisierten Verkehr nicht möglich ist, werden die Radverkehrsanlagen in Form von Fahrradschutzstreifen eingeplant.

Im Sommer 2020 wurde mit den Arbeiten auf dem Gelände der zukünftigen Bundesgartenschau begonnen. Dabei wurden Gebäude zurückgebaut und Böden entsiegelt. Der Baubeginn für die meisten Baufelder wird im Jahr 2021 stattfinden. 2023 sollen die ersten Bewohner einziehen können.

Autoren: Dipl.-Geogr. Stephan Kritzinger und Dr.-Ing. Owen Dieleman
Fotos: ZIV/Schüßler-Plan