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Magazin der Schüßler-Plan Gruppe

Ausgabe 16 | 2021 Urbanisierung

Vorwort

„Stadtluft macht frei“!

Wenn man die Städte des Mittelalters betrachtet, wird man feststellen, dass sie sich in wesentlichen Funktionen von unseren heutigen Städten nur wenig unterscheiden. Ungeachtet mittelalterlicher Schutzbedürfnisse dienten sie den Funktionen Wohnen, Arbeiten, Handel und Verkehr sowie der Erholung und Freizeit. Das ist heute nicht anders, aber Industrialisierung, Motorisierung und Bevölkerungswachstum haben unseren heutigen Städten ihren Stempel aufgedrückt. Wenn Stadtluft auch zukünftig „frei machen“ soll, reden wir sicherlich auch vom Schutz der Gesundheit und der Lebensqualität der Bürger*innen.

Stadt ist ein äußerst komplexes Gebilde, das vielfältige Funktionen erfüllen und in attraktiver Weise vernetzen muss. Die größte Herausforderung wird zweifelsohne der Aus- und Neubau des ÖPNV sein. Eine der teuersten und zeitintensivsten Maßnahmen, die sich leider nicht in ein oder zwei Wahlperioden realisieren lässt. Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen wie zum Beispiel der Kö-Bogen, der Fernbahntunnel Frankfurt oder die U5 in Berlin sind immer eng mit der Stadtentwicklung und Stadtarchitektur verbunden.
Daher spielt der ÖPNV auch bei dem Modell der 15-Minuten-Stadt, bei der innerhalb lokaler Unterzentren alle wesentlichen Funktionen fußläufig beziehungsweise per Rad in 15 Minuten erreicht werden sollen, eine besondere Rolle.

Bei allen auch klimatechnischen Zielsetzungen steht für mich eines fest: Städte müssen ihre Identität wahren und Charakter haben. Sie müssen Historie mit jungem Leben verbinden. Dazu gehören alte wie neue Gebäude, Räume und Grünanlagen. Moderner Städtebau ist demnach auch immer in einem historischen Kontext zu sehen.

Ungeachtet des Ausbaus des ÖPNVs wird man vielleicht mehr in Ebenen denken und auch heutige Verkehrsflächen mehreren, zeitlich bestimmten Nutzungen zuführen müssen. Die Digitalisierung wird hierzu beitragen können. Davon unabhängig werden die Revitalisierung und Umnutzung von Gebäuden, die Konvertierung von Flächen und Neuschaffung von Grünanlagen unverzichtbarer Bestandteil einer modernen Stadtentwicklung sein. Allerdings sollten wir insgesamt und mit Blick auf die Zukunft mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen.

Kontraproduktiv sehe ich in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass wir unsere Gebäude in 20 cm Styropor einpacken müssen. Wir wissen nicht, wie wir das Material in Zukunft entsorgen sollen. Dafür brauchen wir heute aber zusätzlich Lüftungsanlagen. Das kostet nicht nur Energie, sondern hat auch zusätzliche Investitions- und Betriebskosten zur Folge. Damit die Sache überhaupt funktionieren kann, bohren wir Löcher in die Fassade, die wir vorher wärmetechnisch auf höchstem Niveau dicht gemacht haben. Langfristig gesehen kann das weder technisch noch ideologisch der richtige Weg sein. Zudem möchte ich darauf hinweisen, dass wir mit diesem vermeintlich grünen Gebäudemantel insgesamt wertvolle Stadtfläche in nennenswerter Größenordnung verlieren, die dem Stadtgrün durchaus gut tun könnte. Und wenn der Nutzer dann das Fenster aufmacht, schmerzt das umso mehr.

Wir als Schüßler-Plan-Ingenieure, die wir an sich schon geneigt sind, für die Ewigkeit zu bauen, beschäftigen uns mit den Themen einer modernen, nachhaltigen Stadtgestaltung: von der Infrastruktur über die Quartiersentwicklung bis hin zur Revitalisierung von Gebäuden und Flächen. Das alles begleiten wir von der Altlastenbeseitigung über moderne Baustoffe bis hin zur Logistikplanung, die in unseren Städten zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Sozusagen über den Tellerrand hinaus!

Mit der aktuellen Ausgabe des plan-Magazins können wir nur Schlaglichter werfen. Und dennoch steht auch sie für die Vielfalt und Entwicklung bei Schüßler-Plan. Im neuen Look und Format sowie mit neuem Konzept und Inhalt setzen wir Impulse für eine zukunftsfähige Gestaltung unserer Städte und wünschen viel Spaß beim Lesen.

Ihr Norbert Schüßler
Geschäftsführer Schüßler-Plan

Foto | Titelfoto, golero; Portrait, Theodor Barth