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Magazin der Schüßler-Plan Gruppe

Ausgabe 18 | 2022 CO2

Vorwort

Die Baubranche ist ein Hebel, um die Klimaschutzziele zu erreichen

Das Eis schwindet. Und zwar immer schneller und fast überall auf dem Planeten.
Mit seiner Klimakunst, wie etwa den schmelzenden Eisblöcken, die in Kopenhagen, Paris und London zu erleben waren, weist der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson poetisch auf den Klimawandel hin. Das öffentliche Kunstwerk „Our glacial perspectives“ von 2020 ist am Schnalstaler Gletscher in Südtirol installiert. Am Ende des 400 m langen Weges steht eine Halbkugel, durch dessen Glas die jahreszeitlichen Wege der Sonne verfolgt werden können.

Der Begriff Nachhaltigkeit ist durch ein langfristig orientiertes Denken und Handeln gekennzeichnet, um ein Fließgleichgewicht der natürlichen Ressourcen zu erreichen. Die aktuell vorherrschenden Wirtschafts- und Lebensstile widersprechen diesem Gedanken offensichtlich. Der extensive Ressourcenverbrauch, verbunden mit diversen negativen Effekten für die Umwelt gefährdet die Erde als Lebensgrundlage.

Um den Klimawandel zu bewältigen, brauchen wir einen Paradigmenwechsel im Bauwesen, und der beginnt in unseren Köpfen. Denn spätestens mit dem Blick auf die Umwelt-Benchmarks der Bauindustrie wurde in den letzten Wochen klarer als je zuvor, dass wir als Menschen, Bauingenieur*innen und Unternehmen sofort handeln müssen. Und das schnell, steht uns doch nur noch ein begrenztes Zeitfenster zur Bekämpfung der globalen Erwärmung zur Verfügung. Zur Veranschaulichung ein paar Fakten: Bau- und Abbruchabfälle betragen etwa 55 Prozent des gesamten Abfallaufkommens weltweit. Etwa 40 Prozent der CO2-Emissionen fallen auf Gebäude zurück. Weitere Zahlen, insbesondere für Deutschland, finden Sie im Statistik-Bericht in diesem Heft. Dieses Ausmaß ist den allermeisten von uns nicht bewusst, auch nicht den Führungskräften und Mitarbeiter*innen in unserer Branche. Die Baubranche ist allein deshalb ein riesengroßer Hebel, um die Klimaschutzziele zu erreichen.

Wie aber soll das funktionieren, welche Beiträge können wir als (Bau-)Ingenieur*innen und als Schüßler-Plan Gruppe einbringen? Einstein meinte: „Diese Welt wird den derzeitigen Krisenzustand nicht überwinden, wenn sie die Denkweise beibehält, die diese Situation hervorgebracht hat.“ Konkrete Ansätze zum Wandel beschreiben unsere Gastbeiträge und die Beiträge unserer engagierten Mitarbeiter*innen in diesem plan-Magazin. Ich nehme daraus eine hohe Motivation für mehr Eigenverantwortung und eine klarere Haltung bei den globalen Zielen mit auf meinen zukünftigen Weg.

Cradle-to-Cradle, Urban Mining, klimafreundlicher Beton, E-Mobilität, begrünte Innenstädte, lärmfreieres Bauen – all das ist ein Teil vom großen Ganzen. Alles gleichzeitig anzugehen, ist der richtige Weg. Dazu gehört für mich aber auch, bei unseren routinemäßigen Planungs- und Managementleistungen sowie im Büroalltag anzusetzen. Erste kleine Schritte haben wir vollzogen, müssen aber auch hier noch weiter gehen.

Ob wir das Licht mal ausschalten, die Heizung zurückdrehen, Fenster öffnen, mit dem Fahrrad und ÖPNV fahren, weniger Müll produzieren, digitaler arbeiten oder den Projekttourismus verringern. Damit fängt es an und bewirkt in Summe etwas. Und wir als Ingenieur*innen können Überzeugungsarbeit leisten, vor allem gegenüber Bauherr*innen und Behörden. Mit guten Argumenten und gesundem Menschenverstand lässt sich beispielsweise unsere gemeinsame Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt in den Vordergrund rücken, auf Rentabilitätsvorteile von klimaneutralen Gebäuden oder Imagegewinn durch einen ressourcenschonenden Bau verweisen. Parallel fördern wir über Forschungsarbeiten innovative Lösungsansätze für ein besseres Planen und Bauen und ermuntern auch, eingefahrene Gleise zu verlassen.

Ich sage Dankeschön an alle Autoren*innen dieses Hefts und wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.
Über Ihr Feedback zum plan-Magazin freuen wir uns.

Ihr Roy Manke
Geschäftsführender Gesellschafter Schüßler-Plan

Fotos / Titelfoto, Oskar Da Riz Beauftragt von: Talking Waters Society © 2020 Olafur Eliasson; Portrait, Dawin Meckel