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Magazin der Schüßler-Plan Gruppe

Ausgabe 20 | 2023 Gemeinsam

Reportage | Resilienz

Resiliente Schule

Die Modernisierung von Schulen steht im Fokus vieler Städte und Gemeinden. Insbesondere die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Schulen für unsere Kinder sind. Neben dem Unterricht sind vor allem die Pausen wichtig für das soziale Miteinander. Deshalb kommt es auf die Qualität der Schulfreiräume an: Schulhöfe als grüne Oasen mit Bäumen, Staudenflächen und attraktiven Bewegungsangeboten. Im urbanen Raum bedeutet dies im Umkehrschluss, die zur Verfügung stehenden Flächen geschickt zu nutzen.

Im Düsseldorfer Süden ist der Startschuss für ein neues Schulzentrum zwischen der Benrodestraße und der Marbacher Straße gefallen. Das insgesamt rund 30.000 Quadratmeter große Areal soll künftig die neue Heimat für das Schloß-Gymnasium Benrath und die Realschule Benrath inklusive einer gemeinsam genutzten Vierfachsporthalle werden. Zusätzlich sind auf dem Gelände ein Senioren-Pflegehaus sowie rund 100 Wohneinheiten geplant.

Projektdaten

Auftraggeber

IDR (Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG)


Architektur

RKW Architektur +; WOLLENWEBERARCHITEKTUR


Technische Daten

Gesamtfläche 30.000 m²
davon Schulgrundstück:
19.500 m²
Gymnasium: NF ca. 10.800 m²
Realschule: NF ca. 9.180 m²
Sporthalle: NF ca. 3.200 m²


Leistungen Schüßler-Plan

Tragwerksplanung

Grüne Lunge

Ein Augenmerk der Planung lag auf der Reduzierung versiegelter Flächen, die insbesondere bei Schulhöfen eine Herausforderung darstellt. Zusätzliche Dachschulhöfe mit dem Fokus Sport und Bewegung bieten die Möglichkeit, die Flächen am Boden für Grünzonen zu öffnen. Gleichzeitig wird der Pausen-„Lärm“ verlagert. Durch die primäre Quartierserschließung zu Fuß und mit dem Rad werden zudem notwendige Pkw-Stellplätze minimiert, Radstellplätze erweitert und so die Versieglung weiter reduziert.
Des Weiteren werden die Bereiche auf den Dächern, die keine aktive Nutzung tragen, durch Begrünung in Kombination mit Photovoltaikanlagen intensiv genutzt. Die Regenwasserrückhaltung wird voraussichtlich über unterirdische Rückhalteanlagen (Stauraumkanäle) im Bereich der Schulhöfe erfolgen.

Teamspirit schafft Effizienz

Bereits zu Beginn der Planungsphase wurde ein intensiver Dialog zwischen den Architekt*innen, der Auftraggeberin IDR und Schüßler-Plan über die Vor- und Nachteile verschiedener Bauweisen initiiert. Die ambitionierten zeitlichen Vorgaben für die Planungsphase konnten durch die hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten eingehalten werden. Der Bauantrag wurde nach nur sieben Monaten eingereicht.

Hoher Anspruch an die Statik

Sowohl das Gymnasium als auch die Realschule umfassen vier bis fünf Etagen mit einem teilüberdachten Schulhof im Erdgeschoss und weiteren Schulhofflächen im vierten Obergeschoss. Die in Stahlbetonskelettbauweise geplanten Schulgebäude besitzen punktgestützte, unterzugsfreie Flachdecken, die von in die Fassaden integrierten Randstützen und in zwei Längsachsen angeordneten Innenstützen getragen werden. Die Stützen laufen in der Regel versatzfrei über alle Geschosse. Oberhalb der im Erdgeschoss angeordneten, zweigeschossigen Aula müssen die Innenstützen der Obergeschosse auf Unterzügen abgefangen werden. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt über die in Massivbauweise geplanten Treppenhauskerne.

Vierfach-Sporthalle

Ein Highlight des neuen Schulkomplexes ist die Vierfach-Sporthalle, die im Erdgeschoss eine Tischtennis- und Judohalle, einen Kraftraum sowie die Umkleiden, Duschen und WC-Räume beherbergt. Die eigentliche Sporthalle inklusive einer Tribüne an der Nordseite der Halle befindet sich im ersten Obergeschoss. Eine Teilunterkellerung im Osten der Sporthalle bietet Platz für die haustechnischen Anlagen und darüber hinaus einen direkten Zugang zu der im Untergeschoss der Realschule angeordneten Gymnastikhalle. Außerhalb der Schulzeiten ist die Sporthalle für den Breitensport geöffnet.
Die Stützenfreiheit der Sporthalle wird durch eine Konstruktion aus Fachwerkbindern gewährleistet, die eine Distanz von circa 36 Metern frei überspannen. Dabei sind die Binder als hybride Konstruktion geplant, bei der die Ober- und Untergurte aus Brettschichtholz und die Diagonalen und Stiele aus Stahlprofilen hergestellt werden. Auf den Bindern mit einem Abstand von 7,50 Metern lagern Pfetten im Abstand von 1,80 Metern. Aufgrund der großen Spannweiten wurden die Dachlasten der Sporthalle im Rahmen des Entwurfs so weit wie möglich minimiert. Dennoch konnte auch hier eine extensive Dachbegrünung sowie eine Belegung der Dachflächen mit Solarmodulen realisiert werden. Die Aussteifung der Halle erfolgt über Windverbände in der Dachebene, die die Horizontallasten zu den aussteifenden, in Massivbauweise geplanten Treppenhauskernen leiten.

Text / Guido Hulbert
Visualisierung / RKW Architektur +