Magazin der Schüßler-Plan Gruppe
Ausgabe 23 | 2024 Mut
Seit über 2,5 Jahren dürfen wir dieses großartige Projekt
in Ingenieurgemeinschaft begleiten und können unsere Expertise
im Spezialtiefbau und Tunnelbau einbringen.
Besonders die sehr variable Geologie unterhalb der Elbe stellt
alle am Projekt Beteiligten vor große ingenieurtechnische
Herausforderungen im Tunnelbau.
Die aktuelle Entwicklung des Fernwärmeprojektes in Hamburg verdeutlicht, wie technologische Innovationen und nachhaltige Planung Hand in Hand gehen, um moderne Städte mit umweltbewusster Wärme zu versorgen.
Die Hamburger Energiewerke realisieren derzeit im Hamburger Westen ein Projekt zur Erweiterung des Fernwärmenetzes. Sie verlegen von der neu errichteten Kraft-Wärme-Kopplungsanlage im Hamburger Hafen bis zum bestehenden Fernwärme-Weststrang im Stadtteil Bahrenfeld auf der nördlichen Elbseite eine neue Fernwärmetransportleitung.
Das Projekt gliedert sich in drei Hauptbaulose: „Nord“, „Süd“ und „Tunnel“. In den Baulosen „Nord“ und „Süd“ wird die Leitung im Straßenbereich erdverlegt. Das Baulos „Tunnel“ umfasst den Bau eines begehbaren Tunnels unter der Elbe sowie der zugehörigen Start- und Zielschächte. Hierbei wird die Leitung in den Tunnel eingeführt und mit den erdverlegten Abschnitten der Baulose „Nord“ und „Süd“ verbunden. Schüßler-Plan unterstützt als Teil der Ingenieurgemeinschaft FWS-West die Bauüberwachung dieses anspruchsvollen Projekts.
Die Ingenieur*innen sorgen dafür, dass alle drei Baulose sicher und effizient umgesetzt werden. Besonders anspruchsvoll ist das Baulos „Tunnel“, dass die präzise Unterquerung der Elbe umfasst. Der 1.160 Meter lange Tunnel, der in geschlossener Bauweise mit einer Tunnelbohrmaschine erstellt wird, steht exemplarisch für den Einsatz technischer Innovationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklungen.
Konverterstationen an Land
Das Übertragungsnetz in Deutschland verwendet überwiegend Wechselstromtechnik. Dieser fordert in der Nähe der gesetzlich festgelegten Netzverknüpfungspunkte jeweils eine weitere Konverterstation, die den ankommenden Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. Anschließend kann der übertragene Strom über eine Wechselstromleitung und die jeweilige Umspannanlage in das 380-kV-Wechselstromnetz eingespeist werden. Von dort aus gelangt der Strom über das Übertragungs- und Verteilernetz zu den Stromkund*innen. Die Konverter werden jeweils in Hallen errichtet. Der Bau dieser Hallen dauert in der Regel ungefähr zwei bis drei Jahre.
Strom kommt aus der Steckdose – klar! Aber wie kommt er von beispielsweise Offshore-Windparks, also von Windrädern, die im Küstenvorfeld der Meere stehen, bis zum Stromnetz? Eine Variante sind Landtrassen, die den erzeugten Strom ab der Küste zu den Anschlusspunkten bringen und von dort über Übertragungsund Verteilnetze zur Steckdose. Um die in Deutschland anvisierten Klimaziele zu erreichen, sollen ab dem Jahr 2035 Offshore-Windparks so viel Strom liefern wie rund 50 Kohlekraftwerke. Bereits heute sind jedoch die küstennahen Gebiete stark ausgelastet, sodass künftige Anschlusspunkte nicht in Küstennähe, sondern weiter im Binnenland errichtet werden sollen. So auch die vier Offshore-Systeme der Windader West.
„Wir haben für die Windader West – von der Nordsee bis zur südlichen Grenze Niedersachsens – den Auftrag von Amprion für die technische Planung der Landtrasse sowie für die beiden im Süden mitgeführten Leerrohrsysteme erhalten“, sagt David Meyer, Mitglied der Geschäftsleitung von Schüßler-Plan Frankfurt. Dabei umfasst der nun an die Ingenieurgemeinschaft aus Schüßler-Plan und Obermeyer vergebene Auftrag die Planung der Trassierung, der Bauzwischenzustände und der Logistik sowie die geotechnische Fachplanung.
Als Nachunternehmer sind zudem die Kolleg*innen der ICG Ingenieure mit an Bord. Deren Geschäftsführer Michael Stahl fügt hinzu: „Wir erstellen ein Baugrunduntersuchungskonzept sowie den geotechnischen Bericht und kümmern uns um die Bauwasserhaltung.“ Zunächst führen Seekabel den Strom von den Offshore-Plattformen in Richtung Küste. Ab dort verläuft er weiter in mehreren Erdkabelsystemen. Die Planungen für den Verlauf der Landtrassen müssen dabei wirtschaftliche, insbesondere aber auch raum- und umweltverträgliche Belange berücksichtigen – optimalerweise in Bündelung mit bereits bestehenden Infrastrukturtrassen. Die Windader West verläuft von der Nordseeküste durch Niedersachsen bis nach Nordrhein-Westfalen, wo die Erdkabelsysteme in Netzverknüpfungspunkten enden. Mit einer Übertragungsleitung von jeweils 2000 Megawatt decken die Offshore-Windenergieanlagen den Strombedarf von etwa acht Millionen Menschen. Die Netzverknüpfungspunkte sollen zwischen 2032 und 2036 in Betrieb gehen.