Magazin der Schüßler-Plan Gruppe
Ausgabe 22 | 2024 Alles klar!
Großprojekte sind komplex, haben aber das Potenzial einer starken Wirkung. Frank Nenninger von der Karlsruher Schieneninfrastruktur- Gesellschaft (KASIG) und Bernd Wagenbach von Schüßler-Plan haben viele Großprojekte geplant und realisiert. Die beiden Geschäftsführer kennen sich bereits aus dem Projekt „Kombilösung Karlsruhe“ – einem Infrastrukturprojekt, das im Jahr 2021 in Betrieb ging und die Stadt Karlsruhe fit für die mobile Zukunft machen und zugleich die Lebensqualität der Bewohner*innen erhöhen sollte. „Die Kombilösung hat Strahlkraft über die Stadt hinaus. Ebenso der Vollumbau des Karlsruher Wildparkstadions. Und das macht beide Projekte zu etwas Besonderem“, sagt Frank Nenninger.
Bereits von 2018 bis 2020 war Schüßler- Plan an den vorbereitenden Maßnahmen zum Bau des neuen Stadions beteiligt. Für die Hauptbaumaßnahme hatte die Stadt Karlsruhe den Eigenbetrieb „Fußballstadion im Wildpark“ aufgebaut und die KASIG durch einen Geschäftsbesorgungsvertrag mit eingebunden. „Um das finanzielle Risiko minimal zu halten, wurde damals entschieden, die Realisierung anhand einer funktionalen Leistungsbeschreibung in die Hände eines Totalunternehmers zu legen“, erklärt Nenninger. „In der täglichen Arbeit erfordert dies eine fachlich intensive Begleitung und so schrieb die KASIG im Jahr 2021 die Projektsteuerungsleistungen europaweit aus.“ Schüßler-Plan bewarb sich auf diese Ausschreibung und erhielt im Januar 2021 den Zuschlag. „Unser Auftrag umfasste dabei nicht nur Elemente der klassischen Projektsteuerung, sondern zusätzlich ein technisches sowie qualitätssicherndes Management“, so Bernd Wagenbach.
Projektdaten
Auftraggeber
Stadt Karlsruhe
Pächter
Karlsruher SC
Kapazität
34.000 Zuschauer*innen
Leistungen Schüßler-Plan
Projektsteuerung und Controlling
Kosten- und Terminmanagement
Qualitätsmanagement
Risikomanagement
Stakeholdermanagement
Vergabemanagement
Fachtechnische Beratungsleistungen
(u. a. Sportstättenbau, TGA, Erdbau/Entsorgung,
Infrastruktur- und Verkehrsplanung)
Bäume des Wildparks
Wie komplex der Neubau war und welche Anforderungen dies an das Projektmanagement stellt, erklärt Frank Nenninger anhand eines Bierdeckels, denn es galt, das neue Stadion zu errichten und dabei stets auf einer vorgegebenen Fläche – nämlich exakt auf den Umrissen des ehemaligen Stadions – zu agieren. Dabei mussten Tribünen abgerissen, Provisorien erstellt, neue Tribünen errichtet und Provisorien schließlich wieder zurückgebaut werden. „Der Spielbetrieb musste zu jeder Zeit gewährleistet sein“, erklärt Nenninger. Hinzu kam die anspruchsvolle Tragwerksplanung. Die Stahlbeton- Fertigteilstützen in Form eines „Ypsilons“ spreizen sich nach etwa vier Metern, laufen in einer Höhe von rund 22 Metern mit der jeweils nebenstehenden Stütze zusammen, nehmen die Dachlasten auf, grenzen den Stadionboulevard nach außen hin ab und sollen in ihrer Gestaltung an die Bäume des Wildparks erinnern. „Die filigrane Konstruktion als Alleinstellungsmerkmal begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Funktion und Design sind hier in höchster Form vollendet“, schwärmt Nenninger.
Der rund um das ehemalige Stadion laufende Wall blieb beim Umbau erhalten, die neue Sportstätte wurde in diesen hineingebaut. Somit steht das neue Stadion – das von der Optik her ein Ein-Rang-Stadion vermuten lässt, von der Erschließung her jedoch ein Zwei-Rang-Stadion ist – auch heute noch auf einem mit vielen Traditionen verbundenen Gelände.
Über sich hinaus wachsen
Neben der Koordination des Bauablaufs mussten die Kosten, die Termine und die Qualität im Auge behalten und gesteuert werden. „Bei solch einem Projekt und der Art der Vergabe ist man dann nicht nur als Bauingenieur gefragt, sondern muss in vielen Fällen juristische Erfahrungen mitbringen, Einfühlungsvermögen und Kommunikationsfähigkeit besitzen und dabei selbstverständlich nie das Gesamtprojekt und dessen pünktliche Inbetriebnahme aus den Augen verlieren,“ sagt Frank Nenninger. Das Zusammenwirken von Totalunternehmer, Stadt, Verein als Nutzer und den für die Projektsteuerung verantwortlichen Personen besaß in großen Teilen schon Züge einer ‚Integrierten Projektabwicklung‘. „Aber auch, wenn alle ein konkretes Ziel verfolgen, muss immer jemand während des Projektverlaufs Risiken rechtzeitig erkennen, Chancen nutzen und den Mut aufbringen, Entscheidungen zu treffen“, fügt Wagenbach hinzu, „nur so kann ein Projekt erfolgreich umgesetzt werden."
Dass dies beim Umbau des Wildparkstadions funktioniert hat, zeigte sich am 19. Juli 2023, als beim offiziellen Eröffnungsspiel des Karlsruher SC gegen den Liverpool FC das erste Mal der Ball im vollendeten Stadion rollte und allen Projektbeteiligten bewusst wurde, dass sie hier etwas Einzigartiges geschaffen haben. Frank Nenninger geht sogar noch einen Schritt weiter: „Mit diesem Projekt sind viele der Akteure über sich hinausgewachsen und konnten innerhalb des ‚Sonderbaus Fußballstadion‘ wertvolle Erfahrungen sammeln.“